Narkose
Besonderheiten beim Wind- und Laufhund
Sicher haben Sie als Windhundhalter bereits in gesunden Zeiten Ausschau nach einem Windhunderfahrenen Tierarzt gehalten, um im Falle eines Falles seinen Hund gut versorgt zu wissen. Die Besonderheiten im Umgang mit Galgo und Podenco betreffen abweichende Laborwerte und die Einschätzung des Normgewichtes. Leider kommt es immer noch und immer wieder zu Fehleinschätzungen und das Übergewicht wird dem Halter gegenüber nicht klar kommuniziert.
Das Gewicht ist doch ganz o.k.
Stimmt, wenn es ein HundHund wäre… ein Windhund sollte eine deutlich erkennbare Taille haben.
Warum ist das Gewicht so wichtig ? Ein paar Gramm mehr machen doch keinen Unterschied, oder ?
Nicht nur beim Gewicht unterscheiden sich Windhunde von HundHunden. Ein weiterer, wesentlicher Unterschied besteht bei einer Narkose. Hier ist eine exakte Gewichtsfeststellung absolut notwendig, eine Schätzung kann zu schwerwiegenden Folgen führen.
Wichtig für Sie als Halter:
Vor der Narkose kommt der Hund auf die Digitalwaage. Anschließend sollte eine gründliche Untersuchung erfolgen.Sie werden sicher denken, das ist doch selbstverständlich, aber das ist es leider nicht. Die gründliche klinische Untersuchung beinhaltet das Abhören von Lunge und Herz und die Bestimmung von diversen Laborparametern.
Normwerte Windhund
Bei einer Veränderung der Thrombozyten kann es ebenso wie bei einer Rickettsiose zu unkontrollierten Blutungen kommen – innerhalb einer Operation fatal. Daher empfehlen wir auch den Test auf Rickettsia conorii, um eine Gerinnungsstörung auszuschließen, übrigens ebenso wie bei einer Babesiose oder Ehrlichiose. Siehe dazu auch Mittelmeerkrankheiten
Laborwerte
Nachfolgend einige rassespezifische Laborwerte:
Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt die Befunde und interpretieren Sie nicht selbst, anhand von allgemeinen Normwerten für Hunden.
Die roten Blutkörperchen, Erythrozyten (im Befund auch mit RBC abgekürzt) liegen beim Laufhund zwischen 7,4 – 9,0 x10/6/ml (Normwerte bei Nicht-Windhunden 5,5 – 8,8)
Der Blutfarbstoff, Hb / Hämoglobin liegt zwischen 19 – 21 g/dl (Nicht-Windhunde 15 – 19).
Hämatokrit 55 – 65 Vol% (Nicht-Windhunde 37 – 52). Dieser Wert gibt das Verhältnis von flüssigen zu festen Blutbestandteilen an und ist bei einem dehydrierten Hund erhöht, bei einer Anämie hingegen erniedrigt.
Die weissen Blutkörperchen, Leukozyten (im Befund auch WBC) sind in der Regel niedriger (3.500 – 6.500 pro ml) als bei anderen Hunden liegen (6.000 – 12.000 pro ml). Ein erhöhter Wert ist beispielsweise bei bakteriellen Infektionen zu verzeichnen, ebenso wie bei Infekte. Achtung: auch verschiedene Medikamente beeinflussen die Leukozytenanzahl.
Die Blutplättchen, Thrombozyten spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung: 80.000 – 200.000 (Nicht-Windhunde 150.000 – 400.000). Bei einer Babesiose sind sie beispielsweise erniedrigt, es kommt zu Einblutungen.
Proteine: Die Eiweißbestimmung ist ein wichtiger Beurteilungsfaktor bei einer Leishmaniose. Veränderte Werte sind zu beobachten bei Mangelernährung, fehlender Flüssigkeitszufuhr, Anstrengung = erhöht; bei Durchfallerkrankungen, Lebererkrankungen = erniedrigt. Nierenerkrankungen führen zu Eiweißverlust und die Bestimmung der einzelnen Globuline (α, β,Υ) geben Aufschluss über den Verlauf einer Entzündung und Leberproblematik.
Gesamteiweiß 45 – 60 g/l (Nicht-Windhunde 56 – 75 g/l)
Kreatinin (Krea) ist abhängig von der Muskelmasse. Bei einer Nierenerkrankung verändert sich sowohl der Kreatininwert als auch der Harnstoff im Blut. Speziell beim Kreatinin sind die Befunde rassesepzifisch zu beurteilen ! Bei kleineren Hunden kann der Wert im Normbereich sein und dennoch eine Nierenproblematik bestehen, das es sich beim Krea um einen eher groben, unsensitiven Wert handelt, der nur eine eingeschränkte diagnostische Beurteilung zulässt. Die Laborempfehlung lautet: Inulin-Ausscheidungstest als Methode der Wahl zur Nierenfrühdiagnostik.
T4 – Schilddrüsenhormon liegt niedriger als bei anderen Hunden. Referenzbereich bei Nicht-Windhunden 12-36 nmol/l, bei Welpen unter 10 Monaten 20-45 nmol/l)
Die Creatinkinase – CK – ist ein Leitenzym für die Diagnose von Schädigungen der Herz- und Skelettmuskulatur und sollte nicht höher als 100 U/l liegen.
Die verschiedenen Leberenzyme – GOT, GPT, y-GT, steigen bei einer Lebererkrankung an und reagieren bei verschiedenen Medikamente, da diese über die Leber abgebaut werden müssen.
Normwerte: GOT (auch ASAT) bis 22 U/l
GPT (auch ALAT) bis 36 U/l
y-GT (auch GGT) bis 6 U/l
Bedenken Sie bitte, dass die Werte abhängig von verschiedenen Faktoren sind: dem Alter des Hundes und dem Trainingszustand, der Rasse, der Ernährung und vom jeweiligen Testverfahren im Labor.
Diese und andere Infos im Internet dienen nicht der Auswertung, sondern einer allgemeinen Übersicht. Um eine aussagekräftige Auswertung zu erhalten, sprechen Sie Ihren Veterinär an. Ihr Tierarzt ist geschult und kann die jeweiligen Befunde auswerten und Ihnen erläutern.
Spricht nichts gegen eine Narkose wird diese mittels einer Injektion und einem kurzwirksamen Schlafmittel eingeleitet. Viele Tierkliniken bevorzugen eine Inhalationsnarkose, welche schonender ist und weniger belastend. Die Narkose kann exakter dosiert werden, eine Komplikation durch Überdosierung wird vermieden.
Windhunde verfügen über weniger Fettgewebe, in welchem viele Anästhetika gespeichert werden.
Deshalb ist einerseits die Gewichtsbestimmung so wichtig und andererseits die Inhalationsnarkose zu bevorzugen. Aufgrund des fehlenden Fettgewebes ist auch darauf zu achten, dass der Windhund während der Narkose nicht auskühlt.
Ein erfahrener Tierarzt / Tierärztin (und in der Klinik in Kooperation mit einem erfahrenen Anästhesisten) wird eine Narkose und die notwendigen Präparate sehr genau berechnen. Die Wahl des Narkosemittels, die Dosierung sind abhängig von der Rassezugehörigkeit, der Konstitution, dem Körpergewicht, ebenso wie vom Alter und möglichen Vorerkrankungen.
Haben Sie den Mut Ihren Tierarzt / Tierärztin vorher anzusprechen, um das Procedere zu erfragen !
Vor der Narkose
Idealerweise bleiben Sie bei Ihrem Hund während der Einschlafphase und geben ihm die nötige Sicherheit. Nehmen Sie immer eine Decke von Daheim mit, auch wenn er vor lauter Nervosität nicht darauf Platz nehmen will, besser es riecht vertraut und Sie können ihm auch im Wartezimmer ein Stückchen Sicherheit geben.
Zu der ungewohnten Umgebung kommen verständlicherweise Ängste durch die Gerüche, die ihm, im Gegensatz zu uns, eine Menge Informationen liefern. Begleiten Sie Ihren Hund daher so lange es möglich ist.
Und noch etwas Wichtiges
Das Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Veterinär spielt eine grosse Rolle. Sie haben sicher auch mehr Vertrauen zu einem Arzt den Sie schon kennen und einschätzen können als zu einem, der Ihnen fremd ist ? Das Vertrauen das Sie zu Ihrem Tierarzt haben und die positive Grundstimmung überträgt sich auf Ihr Tier. Ebenso wie Ihre Ängste, Sorge und Unsicherheit. Besuchen Sie mit Hund den Tierarzt in der Praxis und lassen Sie Ihr Tier Kontakt aufnehmen, bevor ein Termin zur OP, Impfung, Untersuchung ansteht.
Fragen Sie Bekannte, Freunde mit Hund oder den Verein über den Sie Ihren Hund bekommen haben nach ihren Erfahrungen und bitte: trauen Sie sich den Tierarzt zu fragen ob er Erfahrung mit Windhunden hat.
Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, ob Sie in der Aufwachphase bei ihrem Hund sein können. Falls Sie als Halter eher ängstlich sind oder verunsichert durch Tubus und medizinische Umgebung, lieber im Wartebereich bleiben als den Hund verunsichern.
Nach der Narkose
Nach dem Eingriff sollte ihr Tierarzt / Tierärztin Sie zum Hund bitten, der während der Aufwachphase ihre vertraute Nähe wahrnimmt.
Denken Sie daran (und machen gegeben falls auch das Praxispersonal darauf aufmerksam), dass Mensch und Tier in der Aufwachphase eine noch sensiblere Wahrnehmung haben, d.h. das Licht erscheint greller, Türenschlagen lauter, es besteht eine erhöhte Licht- und Geräuschempfindlichkeit.
Achten Sie darauf, dass Ihr Hund nicht friert, denken Sie schon vorher daran die vertraute Decke zur Hand zu haben. Viele Tierärzte bieten den Aufenthalt in einem separaten, ruhigen Raum an, inklusive Wärmedecke, möglicherweise mit Rotlicht und Infusion.
⇒ Nehmen Sie die empfohlene Ruhezeit ernst.
⇒ Lassen Sie sich Zeit um wieder nach Hause zu fahren: bis Ihr Hund wieder wach und ansprechbar ist und bis Sie sich sicher sind, der Situation gewachsen zu sein.
⇒ Lassen Sie sich eine Notfallnummer geben, unter der Sie Ihren Tierarzt jederzeit erreichen können.
⇒ Fragen Sie, ab wann der Hund wieder Wasser trinken und etwas essen darf.
Zuhause sollte der Hund unter Beobachtung bleiben, das gilt vor allem bei Mehrhundehaltung.
Die Hundefreunde reagieren möglicherweise anders auf ihren Artgenossen, z.B. bedingt durch den veränderten Geruch.
Ihr Tierheilpraktiker wird Sie hinsichtlich einer vorbereitenden Therapie beraten, die zugleich den Heilungsverlauf später positiv beeinflusst.
Autorin: Gabriele Sauerland
Tierheilpraktikerin, Mentalkommunikatorin
Ich wünsche Ihnen eine lange, gesunde Zeit mit Ihrem Vierbeiner.