Der Podenco
Traum oder Albtraum ?Aus meiner Sicht ist der Podenco ein Traumhund,
vorausgesetzt, er wird verstanden.
Glücklich und zufrieden ist er in den ‚richtigen Händen‘.
Fühlt er sich nicht wohl oder wird er nicht verstanden, dann kann er sich eher zum Albtraum entwickeln, denn seiner Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Die ‚richtigen’ Hände, darunter verstehe ich einen Menschen, der bereit ist, mit Geduld und Achtsamkeit auf das Wesen dieses äußerst sensiblen Hundes einzugehen.
Ein Podenco ist mit keiner anderen Rasse zu vergleichen.
Er hat mit dem Schäferhund und dem Dackel nur wenig gemeinsam, er ist weder ein reiner Windhund, noch ein reiner Jagdhund. Er vereint Wind- und Jagd- und Laufhund, was seinen Bewegungsdrang angeht. Bezüglich seines Charakters ist er am ehesten mit einem Windhund zu vergleichen. Wer sich dazu entschließt, einen Podenco aufzunehmen, der sollte sich einerseits im Klaren darüber sein, dass ein Familienmitglied einzieht und kein Hund, der einfach so ‚mitläuft’. Andererseits sollte der zukünftige Halter sich ein wenig mit der Entwicklungsgeschichte vertraut machen, denn manches Verständigungsproblem erübrigt sich dann.
Seine ursprüngliche Verwendung
hat diesen Hund über Jahrzehnte geprägt.
Das Ursprungsland des Podencos ist Spanien.
Die Balearen und Kanaren sind sein ursprüngliches Zuhause. Hier lebt er in einem Klima, welches breitengradmäßig mit Ägypten zu vergleichen ist. Der Klimawechsel in ein doch eher kaltes, nasses Deutschland ist suboptimal, denn dieser Hund schätzt die Sonne, die Wärme und ein mediterranes Klima. Auf Regen kann er verzichten, lernt aber dem Toben im Schnee durchaus nach einer Eingewöhnungszeit etwas abzugewinnen.
Sie sind bewegungsfreudig und haben Freude an ausgedehnte Spaziergänge ? Prima, dann freut sich der Hund !
Sie haben außerdem die Möglichkeit in einem sicheren Gelände den Podenco frei laufen zu lassen ? Gut !
Als Alternative für seinen Bewegungsdrang kommt keinesfalls die Rennbahn in Frage,
aber eine Reithalle oder ein gut eingezäunter Platz ist eine wunderbare Idee.
Ein ausgeglichener Podenco ist die reine Freude
und auch leinenfrei ein wunderbarer Begleiter.
Der Weg dorthin führt über Geduld und Konsequenz.
Ein Podenco lässt sich nicht erziehen…
Wer damit antiquierte Erziehungsmethoden meint, dem gebe ich Recht. Mit Lautstärke, Geziehe und Gezerre, Druck und Härte erreicht man beim Podenco nichts, außer einem raschen Vertrauensverlust. Mit Ruhe, Geduld, Motivation und positiver Bestärkung hingegen wird der Weg zu einer vertrauensvollen Beziehung führen.
Er möchte ausgelastet werden, denn das ist schließlich seine Natur.
Die Auslastung bedeutet nicht zwingend stundenlange Bewegung, sondern auch Denksport.
Unterordnung ist nicht sein Thema, ebenso wenig wie blinder Gehorsam. Dazu ist er viel zu intelligent.
Mit seinem ausgeprägten Charakter erwartet er ein liebevolles, aber konsequentes Miteinander und Souveränität von seinem Menschen.
Nur dann wird er sich anschließen und seinem Menschen gerne folgen.
Ist das eigentlich ein Hund oder eher eine Katze ?
In jedem Fall ist er anders als all die anderen (Hunde) !
Ein Hund mit dem Wesen einer Katze trifft es am ehesten. Sensibel, sanft, charakterstark – ein Individualist auf 4 Pfoten.
Ein Podenco ist eine Mischung aus Hund, Katze und Philosoph.
Sie sollten sich als HalterIn eines Podencos schon etwas einfallen lassen, um ihm gerecht zu werden.
Sie sollten kreativ sein und ihn motivieren können. Sinnfreie, sich ständig wiederholende Übungen wird er skeptisch sehen und sich verweigern (kluger Hund). Eine abwechslungsreiche Beschäftigung hingegen trifft seinen Geschmack.
Er möchte gefordert werden, sonst fordert er seinen Menschen.
Der Podenco ist sehr sensibel und braucht einen menschlichen Begleiter, der ihm mit Ruhe und sanfter Führung Orientierung bietet. Ungeduld kann er nicht verstehen und sie löst bei ihm aus, was manche Menschen als ‚stur‘ bezeichnen, er verweigert sich einfach.
Nur ein Gerücht: Ein Podenco ist stur.
Das kann nur jemand sagen, der sein Wesen nicht verstanden hat.
Ein charakterstarker Individualist weiß, was er will und eben auch, was er nicht will.
Das größte Geschenk, was er uns machen kann ist den Mut zu haben, seine Charakterstärke zu zeigen, angstfrei trotz oftmals traumatischer Erfahrungen. Mich macht es glücklich, wenn er das Vertrauen hat und aus einem eingeschüchterten, ängstlichen Hund nach Monaten wieder ein stolzer Podenco wird.
Er ist charakterstark und selbstständig, aber nicht stur.
Erziehung heißt Beziehung und Beziehung setzt Kommunikation voraus.
Die wichtigsten Bausteine dazu sind: Diplomatie, Ruhe und Geduld.
Sind Sie souverän und vermitteln klar, dann ist das Miteinander harmonisch.
Er fordert seinen Menschen und erwartet eine souveräne Orientierung.
Wenn sein Mensch ihm diese nicht bieten kann, wird er entsprechend anstrengend.
Die Überlegung, einen solchen Hund aufzunehmen, sollte niemals geprägt sein von kurzfristigem Helfen wollen oder Mitleid.
Allzu oft bringen Urlauber einen Podenco mit nach Hause und sind dann nach wenigen Wochen überrascht und überfordert.
Der Jagdtrieb ist ebenso wie das Laufbedürfnis eine Herausforderung und für manche Hundehalter ungewohnt und anstrengend.
So lieb ein Podenco sein kann, so anstrengend kann er sein, wenn er sich nicht wohlfühlt oder nicht verstanden wird.
Seinem Einfallsreichtum sind kaum Grenzen gesetzt und er sucht sich seine eigenen Erfolgserlebnisse.
Findet er allerdings seinen Menschenpartner, der ihn versteht, ist er ein selbstbewusster Begleiter,
der mehr ist als ein Hund: ein Podenco eben!
Noch ein paar Worte zur Geschichte des Podencos.
Ihre hauptsächliche Verwendung finden diese Hunde im Ursprungsland in der Kaninchenjagd, wobei sie aufgrund ihrer hervorragend ausgeprägten Sinnesorgane und ihrer Anpassungsfähigkeit an Klima und Boden beliebte Hunde der Jäger sind. Sie sind geduldig und ausdauernd und es sind genau diese Eigenschaften, die ihn überleben lassen, auch unter widrigen Umständen.
Viele Tiere werden in Verschlägen gehalten, mangelhaft versorgt und fristen ein trauriges Dasein zwischen zwei Jagdeinsätzen. Er wird vorwiegend in der Meute eingesetzt, überwiegend Hündinnen mit einem Rüden.
Seine Besonderheit, die ‘Beute’ lebend zu apportieren und seinem Jäger vor die Füße zu legen, machen ihn zu einem aufregenden Begleiter. Rechnen Sie auch im neuen Zuhause damit, dass er alles findet und apportiert, was nicht schnell genug ist (und das ist nicht viel) – Maulwürfe und Mäuse, Vögel und Eichhörnchen werden auch an der Leine zur Beute. Mit Katzen hingegen kann er gut zusammenleben, soweit sie zur Familie gehören. Er unterscheidet allerdings zwischen Katzen im Haus und Katzen im Garten oder auf dem Feld. Letztere wird er eher nicht als Spielpartner ansehen.
Im Freilauf ist er sehr schnell und gewandt, schlägt Haken wie ein Kaninchen und lässt sich so schnell nicht abhängen. Ein gut trainierter Rückruf kann überlebenswichtig sein, in einem Land voller Straßen. Lassen Sie sich nicht verunsichern durch Hundehalter, die meinen ‚der kommt doch bestimmt wieder, lassen Sie ihn mal los‚. Schätzen Sie den Jagdtrieb realistisch ein und ersparen Sie sich und ihm eine leidvolle Erfahrung.
Eine gute Auslastung weiß der Podenco zu schätzen. Er mag es, etwas zu tun, ist körperlich und geistig sehr beweglich und mit einer adäquaten Beschäftigung und einer Aufgabe gelingt es auch seine jagdlichen Ambitionen in andere Bahnen zu lenken. Sinnfrei sind nach meiner Erfahrung Kurse wie ‚Das unerwünschte Jagdverhalten‚ oder Angebote, dem Hund ebendieses ‚abzugewöhnen‘.
Er ist ein Jagdhund
und wer dies als Problem ansieht, sollte auf die Aufnahme eines Podencos, eigentlich eines jeden Hundes verzichten.
Was viele Halter beschäftigt, ist die Frage nach einem möglichen Freilauf.
Ja, er ist und bleibt ein Jagdhund. Aber deshalb muss man nicht zwangsläufig auf einen kontrollierten Freilauf verzichten. Als Laufhund hat der Podenco ein großes Bedürfnis nach freier Bewegung und dem Austoben ohne Leine. Als Jagdhund bringt der natürliche Jagdinstinkt aber auch Konflikte mit sich.
Ich bin, entgegen vieler anderer Menschen nicht der Meinung, dass ein Podenco niemals ohne Leine laufen darf.
Im Gegenteil, bei diesem, hochintelligenten Hund ist es über ein konsequentes Training durchaus möglich, ihm dieses Vergnügen zu ermöglichen. Selbstverständlich sollte der verantwortungsbewusste Halter die möglichen Risiken und Gefahren immer gut einschätzen und abwägen, ob die Umgebung geeignet ist und der Rückruf entsprechend gut trainiert wurde. In wildreichen Gebieten oder zu den Äsungszeiten gehört (nicht nur) ein Podenco an die Leine!
Jedes Jahr werden Podencos aufgenommen und wieder abgegeben, weil der Halter in Deutschland überfordert ist.
Die Motivation ihn aus Mitleid aufzunehmen, ist eine schlechte Basis.
Natürlich ist es belastend zu wissen, dass jedes Jahr in Spanien tausende dieser wunderbaren Lebewesen sterben,
weil sie verhungern oder getötet werden, aussortiert und erschossen.
Schätzungen gehen allein in Spanien von etwa 60.000 getöteten Jagdhunden jährlich aus.
Eine ungeheure Zahl, die aber nicht dadurch eingedämmt wird,
indem immer mehr Hund aus Spanien in andere Länder verbracht werden,
sondern durch konsequente Tierschutzarbeit vor Ort.
Podenco in Not e. V. engagiert sich. Tierschutz mit Verantwortung ist der Leitsatz.
Wenige Hunde werden im Tierheim abgegeben, was ihnen zumindest eine Chance auf ein neues Leben ermöglicht, wenn es wirklich ein Tierheim und keine Perrera ist. Auch in Spanien finden Podencos (und Galgos und andere Jagdhunde) ein gutes Zuhause, dies ist der steten Aufklärungsarbeit einiger Tierschützer zu verdanken.
Der Podenco ist ein Überlebenskünstler
und sein Verhaltensspektrum reicht von mutig bis verwegen, von zurückhaltend bis feurig, aber niemals aggressiv oder bedingungslos ergeben. Er ist ein treuer Gefährte, wenn sein menschlicher Begleiter ihn nicht zwingt, etwas zu tun, keinen (physischen oder psychischen) Druck anwendet und ihn sanft und konsequent mit positiver Bestärkung motiviert.
Auf den täglichen Spaziergängen sollten Sie Ihrem Hund auch immer reichlich Abwechslung bieten können, denn sonst wird ihm schnell langweilig und er sucht sich seine eigene Beschäftigung.
Der Podenco ist zwar ein sensibler Hund, aber keineswegs krankheitsanfällig,
vorausgesetzt er bekommt seine tägliche Pflege und ein qualitativ hochwertiges Futter.
Billignahrung oder Resteverwertung sollten Sie ihm ersparen, da er sonst mit Gelenkproblemen, Problemen des Bewegungsapparates allgemein und anderen Erkrankungen reagiert. Fertigfutter, ob trocken oder nass, ist suboptimal. Manche Hunde wurden während der Aufzucht mangelernährt und so sollte der neue Halter ihn nach einer kurzen Übergangsphase schon bald optimal versorgen. Ich empfehle einen individuell auf Ihren Hund zugeschnittenen Futterplan, der alle Ernährungsaspekte abdeckt und ihn mit ausreichend Energie versorgt. Eine ausgewogene Nahrungsergänzung sorgt für ein langes und gesundes Hundeleben.
Linktipp
Gabriele Sauerland
communicanis.de
Der Podenco ist MEIN absoluter Traumhund,
zu keinem Zeitpunkt war er ein Albtraum,
sondern stets ein zuverlässiger und anspruchsvoller Gefährte.
Viel Freude mit Ihrem Vierbeiner wünscht
Gabriele Sauerland
© Kopie, auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Autorin
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alles was Sie wissen müssen, damit aus dem Abenteuer Auslandshund ein Happy End für alle Beteiligten wird
(1) die ersten Schritte
Alles was Sie wissen müssen: vor der Adoption, zur Ankunft und den ersten Tage im neuen Zuhause. Überforderung vermeiden, Sozialverhalten stärken.
Machen Sie sich fit für das neue Familienmitglied !
(2) die Sicht des Hundes
Ich berichte Ihnen von Tieren, die ihr Zuhause gefunden haben, ausserdem:
Sicherheit und Sicherung,
das IBNUU Syndrom, das neue Familienmitglied verstehen und ihm Sicherheit geben.
(3) Charaktertypen
Im dritten Teil stelle ich Ihnen Charakterköpfe und echte Typen vor und wahrscheinlich werden Sie Ihren Hund wieder erkennen, ausserdem: Thema Gesundheit, Wissen was wichtig ist, damit Sie entspannt bleiben können.